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Persönlichkeiten aus der Region

Die Hüterin der Geschichte

Brunhilde Rossi Agostini

Ich sitze in der Pflegerstube von Schloss Welsperg, umgeben von knarrendem Holz und der sanften Wärme des Kamins. Es fühlt sich an, als könnte ich die vergangenen Jahrhunderte förmlich spüren. Hier wohnte einst der Pfleger, der Verwalter des Schlosses, der häufig als Einziger lesen und schreiben konnte und das tägliche Funktionieren des gesamten Anwesens überwachte. Doch heute sitze ich nicht mit dem Pfleger aus vergangenen Zeiten zusammen, sondern mit Brunhilde Rossi Agostini – der Frau, die das Schloss zu dem gemacht hat, was es heute ist.

Brunhilde erzählt mir von ihren Kindheitstagen, als sie mit den Kindern der letzten Pächterfamilie im Schloss spielte. „Es war unser Abenteuerland“, sagt sie lächelnd. Besonders spannend war der Turm, der für uns Kinder als der verbotene Schatz wirkte. Eigentlich war er immer verschlossen, was ihn nur noch interessanter machte. „Wir schlichen uns trotzdem hinein, um bis ganz nach oben zu klettern.“ Während ich ihr zuhöre, kann ich mir gut vorstellen, wie das Schloss damals ausgesehen haben muss – verlassen, ein wenig verfallen, aber voller Geheimnisse.

Der Beginn eines neuen Kapitels

Als die letzte Pächterfamilie auszog, begann für Brunhilde ein neuer Abschnitt in ihrem Leben. Sie erzählte mir, dass sie schon als Kind das Gefühl hatte, das Schloss sollte „wieder ein richtiges Schloss werden“. Also setzte sie sich zusammen mit dem Grafen und einigen Einheimischen dafür ein, das Schloss zu restaurieren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Doch der Anfang war alles andere als glamourös: Verstaubte Mauern, leere Räume, viele anfallende und notwendige Arbeiten. „Wir mussten erstmal eine gewisse Überschaubarkeit schaffen, Prioritäten setzen, Machbarkeiten überlegen, wo, wie und womit wir beginnen”, erinnert sich Brunhilde lachend. „Es war harte Arbeit – und das alles neben Beruf, Familie und Erziehung. Die Zeit für die anvertraute Aufgabe musste erst gefunden werden. Denn das Schloss bedeutete und bedeutet immer noch viel Verantwortung.“

Die Arbeit hat sich jedoch gelohnt: Heute strahlt das Schloss Welsperg wieder in altem Glanz. Neben dem regulären Besichtigungsbetrieb finden hier wohlgewählte Konzerte und Kunstausstellungen statt. „Ich hätte gerne Kunst studiert“, verrät Brunhilde mir, „aber es kam nicht dazu. Also habe ich die Kunst einfach hierher ins Schloss geholt.“

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Genius Loci – Die Aura des Ortes
Während ich zuhöre, spüre ich, dass das Schloss mehr ist als nur ein historisches Gebäude. Es lebt. Es lebt durch die Hingabe von Menschen wie Brunhilde, die sich mit Herz und Seele dafür einsetzen. Doch es gibt auch eine geheimnisvollere Seite, die mich besonders beeindruckte.

Brunhilde erzählt von einem späten Nachmittag im November, an dem sie allein im Schloss war, um ein Dokument aus dem Archiv zu holen. „Plötzlich hörte ich verzweifelte Schreie – Schreie eines jungen Mannes, der von draußen zu kommen schien. Ich ging zum Eingangstor, öffnete es, aber da war niemand. Absolut niemand.“ Ich bekomme Gänsehaut, als sie fortfährt: „Das Unheimlichste waren nicht die Schreie selbst, sondern das Gefühl, dass die Bedrohung draußen ist, nicht hier im Schloss. Hier drinnen fühlte und fühle ich mich heute immer noch sicher.“ Gar nicht so leicht nachzuvollziehen, beachtet man die absolute Stille, die in diesem Gemäuer herrscht. Gewöhnungsbedürftig.

Ich bin fasziniert von Brunhildes Verbindung zu diesem Ort – und von den Geheimnissen, die in den alten Mauern verborgen sind. Manchmal hört man Schritte, die nicht erklärbar sind, oder Fenster schlagen, obwohl es keinen Luftzug gibt. „Holz saugt alles auf und gibt wieder ab“, sagt sie geheimnisvoll. „Nicht alle Geräusche lassen sich genau zuordnen.“ Ob es Geister sind oder nur der Marder, der durch die Überböden rennt – das bleibt ungewiss, nie aber beängstigend.

Der Blick in die Zukunft

Während unseres Gesprächs erfahre ich auch, wie tief dieser Ort seine Gäste berührt. Michaela erzählt mir die Geschichte eines Mannes, der während einer schweren Krankheit davon träumte, wieder auf die Hochraut Alm zurückzukehren. „Der Gedanke an die Alm hat ihm durch die Therapie geholfen,“ sagt sie. Auch solche Erlebnisse sind es, die Michaela und Angelika antreiben, ihren Weg konsequent weiterzugehen.

Bevor ich die Alm wieder verlasse und ins Tal zurückkehre, gehe ich noch einmal kurz auf die Toilette. „YOU ARE BEAUTIFUL“ steht dort in großen Buchstaben. Ich fühle mich geschmeichelt – das hat mir schon lange niemand mehr gesagt. Diese Botschaft und der Ausblick auf die goldgelben Herbstfarben der Natur in Richtung Kronplatz und Dolomiten erinnern mich an die Botschaft, die ich bei der Ankunft gesehen habe: „Don’t Forget to Smile“. Und ich weiß, dass mir das in nächster Zeit wohl nicht mehr so schnell passieren wird – nicht nach diesem Tag auf der Hochraut Alm, wo Michaela und Angelika ihren Traum leben und ihn mit uns allen teilen.

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